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189. Münchner Oktoberfest
21. September - 6. Oktober 2024
Update:

O'zapft is!Anstich

Die Wiesn beginnt traditionell mit dem Anstich. Doch was steckt hinter dieser Zeremonie und seit wann gibt es den Anstich als Eröffnungsfeier des Volksfests? Diese und weitere Fakten zum Wiesn-Beginn haben wir für Sie zusammengetragen.

Der damalige OB Christian Ude nach dem Anstich im Gespräch mit Wiesnchef Dieter Reiter. (Foto: Gerd Bruckner)
Der damalige OB Christian Ude nach dem Anstich im Gespräch mit Wiesnchef Dieter Reiter. (Foto: Gerd Bruckner)

Früher wurde Bier ausschließlich aus großen Holzfässern ausgeschenkt. Trotz zunehmender Umstellung auf Metallfässer hatte sich diese Tradition auf der Wiesn sehr lange gehalten. Um aus einem solchen Fass überhaupt Bier zapfen zu können, muss ein Zapfhahn mit einem Schlegel in das Fass eingeschlagen werden. Der Zapfhahn durchschlägt dabei mit dem spitzen Ende die Wand des Fasses.

Auf einen Blick

Termin: Samstag, 16.09.2023
12 Uhr
Wer machts?:der aktuelle Oberbürgermeister der Stadt München
Wer hat's erfunden?:1950 Thomas Wimmer(SPD)
Oberbürgermeister von 1948 bis 1960
Maximale Schläge:17 Schläge von Thomas Wimmer
Minimale Schläge:2, Christian Ude und später auch von Dieter Reiter
Pannen:Erich Kiesel: Vergaß den Ausruf "O'zapt is!"
veranstaltete ein Bierbad
Ausruf:"Izapft os!"
und "O'batz is!"
Thomas Wimmer
Thomas Wimmer

Viele meinen, dass der große öffentliche Anstich des ersten Fasses durch den jeweiligen Oberbürgermeister eine uralte Tradition ist. Entstanden ist sie jedoch erst nach dem zweiten Weltkrieg. 1950 begründete der von den Münchnern liebevoll "Wimmer Dammerl" genannte damalige Münchner Oberbürgermeister Thomas Wimmer diese Tradition. Er brauchte für das Anzapfen 17 Schläge, was bislang die höchste Schlaganzahl darstellt. Nach dem das Fass angezapft war, rief er laut in die Menge "O'zapft is!" um dem durstigen Volk zu verkünden, dass das erste Fass angezapft ist und somit Bier ausgeschenkt werden kann.

Mit dem zweiten Oktoberfest nach dem 2. Weltkrieg entstand also erst die Tradition, die Wiesn im Schottenhamel-Festzelt durch die Anzapfzeremonie, durchgeführt vom Münchner Oberbürgermeister, und dem Ausruf "O'zapft is!" zu eröffnen. Hintergrund waren wohl die mageren Besucherzahlen nach den schlimmen Kriegsjahren und der Versuch der Stadt München, die Beliebtheit des Volksfests zu steigern. Immerhin ist das Oktoberfest bereits vor dem Krieg ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Stadt gewesen. Der berühmte Ausruf hingegen ist - bösen Zungen zufolge - auf die Erleichterung zurückzuführen, dass der Zapfhahn endlich drin ist.

Erst nach dem Ausruf "O'zapft is!" durch den Münchner Oberbürgermeister darf in den anderen Festzelten Bier ausgeschänkt werden. Aus der Zeit vor der modernen, elektronischen Kommunikation stammt der Brauch, dies durch das Abfeuern von 12 Böllerschüssen kund zu tun. Mittlerweile haben auch andere Festzelte – natürlich nach dem offiziellen Anzapfen – ihre eigenen Anzapf-Zeremonien. So zapft Markus Söder, bayerischer Finanzminister, im Zelt der Staatsbrauerei Hofbräu an. Auf der Oidn Wiesn zapft 2017 als erste Frau die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner im Volkssängerzelt „Zur Schönheitskönigin“ das erste Fass an.

Den Rekord der wenigsten Schläge hält der amtierende Oberbürgermeister Christian Ude, der in den Jahren 2005 und 2008 bis 2013 jeweils nur 2 Schläge für das Anzapfen benötigte. 2014 übernahm sein Nachfolger, Dieter Reiter, der im ersten Jahr noch 4 Schläge brauchte. 2015 konnte er den Rekord seines Vorgängers bereits einstellen und seine Arbeit mit 2 Schlägen erledigen, was ihm dann auch 2016 erneut gelang.

Wenig Glück mit dem Anzapfen hatte der bislang einzige Nachkriegsoberbürgermeister Münchens von der CSU, Erich Kiesl. Im ersten Jahr seiner Amtszeit, veranstaltete er ein regelrechtes Bierbad und vergaß in aller Aufregung den Ausspruch "O'zapft is!" und sorgte so für weitere Verwirrung. Im Jahr darauf war er so aufgeregt, dass er glatt die Buchstaben verwechselte und lauthals "Izapft os!" in die Mikrofone schrie. Gerüchtehalber soll ihm im Jahr 1981 ein ähnliche Missgeschick passiert sein und er rief "O'batz is!".

Seit 1950 ist der Wiesn-Anstich erst einmal, im Jahr 2001, ausgefallen. Wegen den Terroranschlägen des 11.09.2001, wenige Tage vor Wiesn-Beginn, war erst nicht sicher, ob das Oktoberfest überhaupt stattfinden sollte. Als die Entscheidung schließlich für die Durchführung fiel, entschloss sich die Stadt München, auf die rustikale Zeremonie mit dem traditionellen Fassanstich zu verzichten. So eröffnete der Oberbürgermeister Christian Ude das Oktoberfest in jenem Jahr mit einer schlichten, besinnlichen Eröffnungsfeier.

-mrj